94 Jahre alt wird man nicht alle Tage – und im hohen Alter ist ohnehin jeder Geburtstag ein Geschenk, nicht nur die „runden“. Für Helga Zapsky ist dieser Tag deshalb nicht weniger besonders als ihr 90. vor vier Jahren.

Am 23. September 2025 feierte die gebürtige Rheinstorferin nun ihren 94. Geburtstag. Wer 94 Jahre voller Höhen und Tiefen erlebt hat, kann auf eine reiche Schatztruhe an Erinnerungen blicken – und genau das tut die Jubilarin. Familie, Freunde und Nachbarn bewundern die Energie und Lebensfreude, mit der sie ihr Leben auch jetzt noch meistert. Für sie selbst ist der Tag vor allem ein Anlass zur Dankbarkeit – und zum Schmunzeln darüber, was ihre Kinder sich wohl diesmal ausgedacht haben.

„Viele bewundern mein Alter – aber spurlos geht das nicht an mir vorbei“, sagt die 94-Jährige und lacht. „Meine Gelenke kann ich nicht austauschen, und manchmal wünsche ich mir die Kraft von früher zurück. Aber das kennt wohl jeder, der älter wird.“

Immer noch aktiv

Trotz kleinerer Einschränkungen bleibt sie aktiv: Ihre Blumen und Pflanzen versorgt sie noch immer mit Hingabe, für schwerere Arbeiten stehen Kinder oder Freunde bereit. Und selbst der Hometrainer wird ab und zu noch in Bewegung gesetzt – auch wenn das inzwischen eher als sportlicher Kampf mit dem inneren Schweinehund beschrieben werden könnte.

Dabei wünscht sie sich von ihrer Heimatstadt Kevelaer und der evangelischen Kirchengemeinde mehr persönliche Nähe. „Standardisierte Glückwunschschreiben sind nett gemeint, aber sehr unpersönlich“, sagt sie offen.

Noch weniger kann sie verstehen, warum man einen persönlichen Besuch telefonisch anfordern muss. „Das fühlt sich an wie eine Bestellung im Versandhaus“, meint sie mit einem Schmunzeln. „Dabei kann ein spontanes, herzliches Vorbeischauen so wertvoll sein – gerade im Alter.“

Die Familie spielt nach wie vor die Hauptrolle im Leben von Helga Zapsky. So viele Enkel- und Urenkelkinder, dass man fast schon ein Adressbuch bräuchte, um den Überblick zu behalten. „Ein neuer Stammbaum wäre längst fällig“, meint sie schmunzelnd.

Besonders strahlen ihre Augen, wenn sie von ihrem Urenkel aus den Niederlanden erzählt. Doch egal ob nah oder fern – wenn die große Familie zusammenkommt, ist die Freude riesig.

„Gesundheit ist das Wichtigste – für mich und für alle. Wenn jemand krank ist, geht mir das sehr ans Herz.“

Auch an ihrem 94. lässt sie sich gerne überraschen. „Eine Kutsche wie zum 90. wird es wohl nicht geben“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. „Aber ein geselliger Tag mit den Kindern und morgen ein leckeres Essen im Restaurant – das ist doch perfekt!“

Viele Erinnerungen

Erinnerungen hat sie mehr als genug – und viele davon sind filmreif. Da war die Kutschfahrt zum 90. Geburtstag mit anschließendem Klarinettenkonzert ihres Sohnes Joachim in der Antoni-uskirche. Oder das heitere Quiz rund um ihre Vornamen Helga Elsa Emma Bertha, das Tochter Petra liebevoll zu ihrem 70. Geburtstag vorbereitet hatte – als Gewinn gab es eine Reise nach Griechenland, die sie gemeinsam mit ihrer Tochter Petra und ihrem Sohn Franz unternahm. Ein Höhepunkt war auch die spontane Reise 2017 nach Mailand, wo sie im weltberühmten Opernhaus Teatro alla Scala die Oper „Hänsel und Gretel“ erleben durfte.

„So etwas vergisst man nie – das bleibt fürs Leben“, so Zapsky über ihre Reise in die Mailänder Scala.

Und wie geht es weiter? „Ich wünsche mir vor allem, dass ich mich noch lange selbst versorgen kann. Und dass alle in meiner Familie gesund bleiben.“

Dann lacht sie verschmitzt: „Aber ehrlich gesagt freue ich mich jetzt schon auf meinen 95. Geburtstag. Ich bin gespannt, was sich meine Kinder diesmal ausdenken. Nach Kutsche und Konzert könnte es ja auch mal ein Helikopter sein – oder eine andere verrückte Überraschung. Bei uns wird es jedenfalls nie langweilig!“