Kevelaerer Stadtverwaltung setzt Hoffnung in erweiterte Teststrategie

7-Tage-Inzidenz in Kevelaer steigt auf 144,8

Ein Anstieg der bestätigten Corona-Neuinfektionen wird aufgrund der erweiterten Teststrategie aktuell nicht nur in Kevelaer erwartet. Doch der Anstieg der 7-Tage-Inzidenz in der Marienstadt auf 144,8 (=42 Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen; Stand Montag, 15. März 2020) lässt sich offenbar nicht allein durch die zwei Teststationen in Kevelaer – Paeßens Zahnwelten und Klostergarten – erklären (das KB berichtete). Denn dort wurden bis Montag insgesamt ca. 380 Tests durchgeführt, wovon nur vier positiv waren. Es ist weiterhin in vielen Fällen aus Kevelaer nicht klar, wo die Betroffenen sich infiziert haben, teilt die Stadtverwaltung mit.

Coronafälle gibt es aktuell in fünf Kevelaerer Einrichtungen: an der St. Antonius Grundschule in Kevelaer (ein Indexfall), an der Grundschule Twisteden (ein Indexfall), in den Kindertagesstätten Sternschnuppe und Marienkäfer sowie im Kindergarten St. Quirinus in Twisteden. Im Allgemeinen, erklärt Bürgermeister Dominik Pichler, scheinen die Infektionen aber weiterhin primär auf private Zusammenkünfte zurückzugehen.

Lieferung der Tests für Schulen unklar

Mithilfe der erweiterten Teststrategie durch Schnell- und Selbsttests erhoffen sich auch die Verantwortlichen in Kevelaer eine Eingrenzung des Dunkelfeldes. Vor allem aufgrund des verlangsamten Voranschreitens der Impfungen sei dieser Schritt essentiell. Ab Ende März wird es in Kevelaer eine dritte Teststation geben: das Marienhospital. Was allerdings weiterhin auf sich warten lässt, sind die Testungen in Schulen. In einer Schulmail des Bildungsministeriums NRW vom 15. März 2021 wird über die Planungen aufgeklärt. Geliefert werden sollen die Tests demnach zwischen dem 16. und 23. März. Die Schulen sollen sich auf eine Lieferung vorbereiten, wissen aber nicht genau, wann diese eintreffen wird. „Wann die Tests in Kevelaer ankommen, ist offen. Das wissen wir nicht“, bestätigt Ordnungsamtsleiter Ludger Holla. Den Schritt der Schulöffnungen hält Bürgermeister Pichler weiterhin für wichtig.

Es sei allerdings, so Holla, eine Entwicklung zu beobachten, die man im Blick haben müsse: Die Ansteckungsrate der Unter-15-Jährigen sei sehr hoch. Demgegenüber stehe eine weitere Beobachtung, fügt Pichler hinzu: „Wo wir wirklich sehr, sehr wenige Infektionen haben, sind die Über-60-Jährigen.“ So habe man zwar viele Infizierte, aber weniger schwere Verläufe. Diese Entwicklung zeige, dass die bisher praktizierte Impfstrategie bereits Wirkung zeige.

Das Problem liegt auch im Kreis Kleve offenbar bei den Corona-Mutationen. Aktuell gingen die Verantwortlichen des Kreises davon aus, dass bis zu 80 Prozent der Infektionen die britische Mutation B 1.1.7 aufweisen, erklärt Holla. Das führe weiterhin vermehrt dazu, dass aufgrund eines Indexfalles gleich ganze Familien infiziert sind.

Trotz dieser Entwicklungen ist in der Coronaschutzverordnung des Landes NRW geregelt, dass Sport unter freiem Himmel mit höchsten fünf Personen aus zwei Hausständen sowie mit Gruppen von höchstens 20 Kindern im Alter bis einschließlich 14 Jahren erlaubt ist. Aus Sicht seiner Position als Bambini-Trainer hält Holla diese Regelung für fragwürdig. „Ich persönlich halte es für unverantwortlich, sowohl für mich als auch für die Kinder, jetzt Training zu machen“, betont er. Erlaubt sei es dennoch. Ab Montag, 22. März 2021, werden auch in Kevelaer die Sportplätze wieder öffnen. Die Sportvereine werden entsprechende Hygienekonzepte erarbeiten und die Regelungen kommunizieren.

An 7-Tage-Inzidenz festhalten?

Nachdem die Regeln auch für den Einzelhandel bereits entschärft wurden, warten viele Menschen auf weitreichendere Lockerungen. Angesichts der aktuellen Entwicklungen schwindet allerdings auch immer mehr die Hoffnung, dass diese bald kommen werden. „Wenn weiterhin an der Inzidenz als Indikator festgehalten wird, sind wir weit weg von zusätzlichen Lockerungen“, ist sich Holla sicher. Gemeinsam mit Pichler gibt er zu bedenken, dass man künftig gegebenenfalls auch Indikatoren wie den R-Wert, die Sterblichkeitsrate oder die Krankenhausauslastung als Bezugsgröße in den Blick nehmen solle, anstatt weiterhin alle Maßnahmen an der 7-Tage-Inzidenz festzumachen.

Gute Nachrichten gibt es aktuell hinsichtlich der Mitfahrbörse zum Impfzentrum Kalkar (das KB berichtete). 35 Personen seien durch das freiwillige Hilfsangebot bisher zum Impfzentrum und zurück befördert worden, erklärt Pichler. Und auch die Organisation vor Ort in Kalkar sei zufriedenstellend, dort laufe alles nach Plan.