In ihrem Jubiläumsjahr (30 Jahre engagiert für notleidende Menschen überall auf der Welt) blickt die Kevelaerer „Aktion pro Humanität“ (APH) in diesen Tagen auf eine weitere „runde Zahl“: Seit 20 Jahren sind APH und die Menschen am Niederrhein an der Seite der Menschen im Niger, an der Seite des nigrischen Erzbischofs Laurent Lompo.
Der wird nun wieder in Kevelaer erwartet – um „Danke“ zu sagen für einen nimmermüden Einsatz in schweren Zeiten. Bei zwei Open-Air-Friedensgottesdiensten (siehe Box) besteht auch wieder die Möglichkeit, den Mann aus dem Niger kennenzulernen, sich auszutauschen und etwas über die aktuelle Lage der nigrischen Bevölkerung zu erfahren.
Zudem wird der Erzbischof am kommenden Sonntag, 17. August, 10 Uhr zu Mariä Himmelfahrt in der Kevelaerer Marienbasilika beim Pontifikalamt (mit päpstlichem Segen) mit Bischof Dr. Stephan Ackermann (Trier) konzelebrieren.
„In der ersten Zeit unserer Zusammenarbeit mit Laurent Lompo konnten wir Projekte realisieren mit unseren Partnern vom Niederrhein“, so APH-Vorsitzende Dr. Elke Kleuren-Schryvers, die den damaligen Generalvikar Lompo, der 2005 inmitten einer der schwersten Hungerkrisen seines Heimatlandes in Frankreich um Unterstützung und Hilfe für die hungernde Bevölkerung warb, kurzerhand nach Kevelaer eingeladen hatte.
„Mit einem ersten Kevelaer-Brunnen begann ein grandioses Projekt für sauberes Trinkwasser im Sahel“, so Kleuren-Schryvers. Mehr als 40 Brunnen konnten seither im Departement Tillaberi realisiert werden – vor allem auch dank der Hilfe der Stiftung der Familie Seibt in Wesel-Flüren, mit ausdauernder Hilfe der „Familie Janssen & viele“ aus Sonsbeck. Schulen, Unternehmen und Familien halfen mit.
Eine alte Krankenstation in Makalondi konnte renoviert werden, ein Ambulanzfahrzeug wurde angeschafft, eine Apotheke wurde gebaut und eingerichtet, mit Hilfe von Axel Baumanns und seinen Freunden und Kollegen in Düsseldorf. Anlässlich der Bischofsweihe von Weihbischof Rolf Lohmann, APH-Kuratoriums-Mitglied, wurden Spenden für den Bau einer Grundschule in Torodi gesammelt. Inzwischen gehen hier rund 350 Kinder zur Schule, etwa 80 Kinder stammen aus Flüchtlingsfamilien.
Die „Helene & Manfred Keppel Stiftung“ aus Kerken realisierte den Bau einer Mutter-Kind-Klinik in der Hauptstadt des Niger, in Niamey. Hier, so Kleuren-Schryvers, „arbeiten christliche Augustiner-Ordensschwestern zusammen mit muslimischen Hebammen und Ärztinnen und versorgen vor allem unternährte Kinder und Mütter. Inzwischen ist auch eine Geburtsstation integriert.“
Erzbischof Laurent kommt, wie immer, um zu danken. Auch seine Mitbrüder im bischöflichen Dienst im Bistum Münster sind seit 20 Jahren immer wieder engagiert an der Seite, den Menschen im Niger zu helfen, Perspektiven zu geben. „Seit 2023 wird das Land von einer Militärregierung regiert. Die Menschen hatten deswegen unter einer monatelangen, internationalen Embargo-Situation noch mehr zu leiden“, so das APH-Team. Als Folge der desolaten Sicherheitslage im Land sei an die Entwicklung von Projekten derzeit kaum mehr zu denken.
„Es geht wieder einmal um Nothilfe, um das Sichern des blanken Überlebens der Menschen.“ Und doch gelingt es APH immer wieder, Projekte vor Ort zu fördern, zu finanzieren. Etwa die Realisierung eines Weberei-Projektes für die Frauengruppe Buamtandi, in der mehr als 2000 Frauen organisiert sind in unterschiedlichen Projekten: in Landwirtschaft, Viehzucht, Handel und nun auch mit der Herstellung von Stoffen. Das Unternehmerinnenforum Niederrhein unterstützt mit ihrer Frauenfilmnacht seit vielen Jahren diese nigrischen „Unternehmerinnen“.
„Als Menschen guten Willens, als Religionen müssen wir um des dringend nötigen Friedens willen deutlich besser fähig werden, besser lernen, universal zu denken und zu agieren“, so Weihbischof Rolf Lohmann, der sich auf den Besuch seines Kollegen und Mitbruders freut.
„Unseren zu engen, nationalen und persönlichen Blickwinkel müssen wir weit über den eigenen Tellerrand hinaus öffnen, wenn wir Hoffnungsressourcen schaffen wollen gegen Verzweiflung, Ausweglosigkeit, Armut, Flucht und Hass. Nur wenn wir in Politik, Gesellschaft und Kirche klar mit Blick auf die Menschheit der ganzen Welt handeln, wird sich mehr Frieden, mehr Schöpfungsverantwortung, weniger Flucht realisieren lassen. Worte und Werke müssen sich global orientieren. ‚Der Friede sei mit euch‘ – eine Zusage und eine Verantwortung, ein Auftrag an uns alle.“
APH-Open-Air-Friedensgottesdienste
„Die Welt brennt – Der Friede sei mit Euch?“
Dienstag, 19. August, 18 Uhr, in Kevelaer-Kervenheim, Martha und Jan Zadelhoff,
Streuobstwiesen am Gochforzberg (Einfahrt gegenüber Fahrzeugbau Louven)
„Ein Leben in Frieden – Vergeben und vergessen?“
Donnerstag, 4. September, 17 Uhr, Kevelaer, auf dem Hof der Familie Meurs (Südstraße 54-56)
Zu den Friedensgottesdiensten gerne Picknickdecken und Klappstühle mitbringen, an wetterfeste Kleidung denken. Nach den Gottesdiensten können alle, die mögen, bei Brot, Käse und Wein miteinander ins Gespräch kommen.
Der Niger
Der Niger gehört zu den zehn ärmsten Ländern der Welt. Im Niger leben aktuell ca. 27 Millionen Menschen. Über 90 Prozent von ihnen sind Muslime, nur ein verschwindend geringer Anteil, ca. 0,2 Prozent, sind Christen. Der allergrößte Teil der Bevölkerung lebt in bitterster Armut. Dürren, Überschwemmungen – bedingt durch den Klimawandel – erschweren die Lebenssituation der Menschen regelmäßig. Zudem beherbergt das Land zigtausende Flüchtlinge, sowohl von extern (Mali, Burkina Faso) als auch Binnenflüchtlinge aus dem eigenen Land, die seit Jahren vor dem Terror immer wieder fliehen müssen.



