Der Busman

Zeitumstellung

Da war ich aber erstaunt, Mechel, als ich Ende September in meinem Auto auf die Uhr schaute. Das Parken hätte teuer werden können, wenn ich der vertraut hätte. Zeigte die doch glatt eine Stunde früher an.

Wahrscheinlich feiert mein Auto schon Oktoberfest, dachte ich mir, und die haben die automatische Zeitumstellung in München programmiert. Die Wiesn sind ja schon ab dem 21. September geöffnet. Also blieb mir nichts anderes übrig, als ins Menü zu gehen und die richtige Uhrzeit von Hand einzustellen.
Ist das nicht merkwürdig, Mechel, dass wir Menschen so tun, als könnten wir etwas am Ablauf der Zeit ändern? Im Winter wird die Uhr um drei Uhr nachts um eine Stunde zurückgestellt und im Sommer geht es dann wieder anders herum. Egal, ob ich meine Uhr vorstelle oder zurückstelle, die Zeit läuft doch so oder so unerbittlich weiter.

Meine Standuhr zum Beispiel muss ich alle drei Tage aufziehen, und dann geht sie um eine Minute nach, aber das ist der Zeit und mir egal, ich stelle den Zeiger vor, und schon ist wieder alles im Lot.

Weißt du, welche Uhr am genauesten ist? Meine alte kaputte Armbanduhr in der Schublade, mit dem langen und dem kurzen Zeiger. Bei der stimmt die Zeit zweimal am Tag auf die Sekunde genau. Na gut, ein alter Scherz.

Gerade unter jungen Menschen scheint es aber einige zu geben, die nur eine Zeit kennen. Für die „Fridays for Future“ Bewegung ist es anscheinend immer fünf vor zwölf. Aber, Mechel, die Schule schwänzen, bringt das wirklich unsere Menschheit weiter, zumal eine gute Bildung ja noch das einzige Kapital ist, von dem wir in Deutschland zehren können?

Noch pessimistischer sind da die Anhänger der „Letzten Generation“. Für die ist es schon fünf nach zwölf. Wenn die wirklich meinen, die nächste Sintflut verhindern zu können, indem sie sich auf Straßen und Flughäfen festkleben, dann möchte ich meinen, sollten sie doch lieber ihre Bretter vor dem Kopf entfernen und damit eine Arche bauen.

Zweifellos stellt uns die Zeitenwende vor neue Herausforderungen. Die fetten Jahre scheinen vorüber zu sein, es brennt auch im übertragenen Sinne an allen Orten und eine rückwärts gewandte Politik kann uns nicht in eine gute Zukunft führen. Warum, Mechel, haben die Menschen aus der Vergangenheit so wenig gelernt?

Es hilft alles nichts, wir müssen mit der Zeit gehen, selbst du schaffst dir ja jetzt endlich ein Smartphone an, oder Mechel?
Mechel sagt: „Et batt joa all neks, me mott mett de Tid goan, anders got gej met den Tid.“

Euer Hendrick