100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges

Vor 100 Jahren ging der Erste Weltkrieg zu Ende. Erst 30 Jahre später wurde mit der Pax-Christi-Bewegung dem Frieden und der Aussöhnung zwischen den Völkern der Weg bereitet.

Einer der Wegbereiter des Friedens in Kevelaer war der französische Bischof Pierre-Marie Theas aus Lourdes, der am 4. April 1948 in Kevelaer 266 Kindern die Erstkommunion spendete und ein eindrückliches Zeichen der Versöhnung zwischen den damaligen Erzfeinden Frankreich und Deutschland setzte.

Kurz nach diesem Besuch und dem ersten Pax-Christi-Kongress in der Marienstadt wurde 1949 in der Gnadenkapelle die Pax-Christi-Lampe entzündet, die seitdem dort ohne Unterbrechung brennt. Jeden Samstag wird dort die Friedensmesse gelesen. Das Forum Pax Christi trägt auch den Namen dieser Bewegung. Die Pax-Christi-Bewegung Kevelaer ist heute noch aktiv.

Nun lud der Pax-Christi-Diözesanverband Münster unter Mitwirkung des Pax-Christi-Dialogs Kevelaer zu einem Gedenken an das Ende des Ersten Weltkrieges ein. Dr. Norbert Otterbeck hatte diesen Nachmittag gemeinsam mit Matthias Lauks und Veronika Hüning vom Pax Christi Münster organisiert und führte ihn als Moderator durch.

Zu Beginn der Veranstaltung berichteten Mathias Cronauer und Johannes Gertz, die beide langjährige Pax-Christi-Mitglieder sind und kürzlich eine Neugruppe in Recklinghausen gegründet haben, von ihrer Reise nach Arras im April. Dort besuchten sie die Kriegsgräber in Neuville Saint Vaast, Vimy und Lorette und nahmen an dem großen Friedenstreffen teil.

Anhand einiger Fotos schilderten sie das Friedensfest, das von französischer Seite reiche Beachtung fand und an dessen Vorbereitung und Durchführung viele Kinder und Jugendliche mitwirkten. Eine schöne Aktion zur Versöhnung zwischen den Religionen sei die Aktion eines Muslims gewesen, der alle Vornamen auf Arabisch schrieb und vor dem viele Kinder Schlange standen.

Gemeinsam mit etwa 15.000 Menschen hätten sie auch eine 15 Kilometer lange Menschenkette zwischen den drei Kriegsfriedhöfen gebildet, wobei sich viele Anwohner spontan an dieser Aktion beteiligten. Die Veranstaltung, die mit einem Abschlussgottesdienst in der Kathedrale von Arras endete, hätte jedoch mehr deutsche Teilnahme und Resonanz verdient, so das Resümee der beiden.

Um gemeinsam auch für den Frieden zu beten, nicht nur über ihn zu reden, versammelten sich alle Teilnehmer in der Gnadenkapelle, wo sie unter der dortigen Friedensampel für die Opfer des Ersten Weltkrieges beteten. „Wir wollen Männer und Frauen des Friedens sein. Nie wieder Krieg!“, zitierten Veronika Hüning und Matthias Lauks Papst Franziskus.

Der Historiker Hermann-Josef Scheidgen gab anschließend einige Impulsgedanken zum Verlauf des Ersten Weltkrieges und dem Verhalten der damaligen kirchlichen Obrigkeiten. Der Erste Weltkrieg sei ein maschinell durchgeführter Stellungskrieg gewesen, in dessen Verlauf auch Kampfgas eingesetzt wurde. Tausende Soldaten, darunter auch Hitler, seien durch ihn traumatisiert worden. Hitler sei durch die Kriegserlebnisse zusätzlich fanatisiert worden.

Während einige katholische Bischöfe noch lange für die Kriegsfinanzierung warben, hätte Papst Benedikt XV. 1917 endlich eine Friedensinititiave gestartet, die jedoch von den deutschen Ordinariaten oft gar nicht veröffentlicht wurde. Auch fehlte eine ökumenische Zusammenarbeit beider Kirchen.

Erst mit der Pax-Christi-Bewegung entstand nach der schrecklichen Erfahrung beider Weltkriege eine internationale ökumenisch orientierte Friedensbewegung der katholischen Kirche, die nicht nur an die Schrecken vergangener Kriege erinnern will. Sie wolle, so Veronika Hüning und Matthias Lauks in ihrem abschließenden Ausblick, auch die weltweite Aufrüstung kritisch hinterfragen, über Demonstrationen und Kampagnen etwa auf die Abschaffung von Atomwaffen drängen oder über Begegnungen, etwa durch Schul- oder Städtepartnerschaften, gegenseitige Vorurteile und Nationalismen überwinden und zur friedlichen Völkerverständigung beitragen. Eindrucksvoll war für alle, dass eine Teilnehmerin aus Kevelaer eines der Kommunionkinder von Bischof Theas war.

Am Grab des mutigen Bischofs

Das Bild mit dessen persönlichen Widmung an alle damaligen Erstkommunionkinder habe sie noch heute. Dreimal war sie später in Lourdes und besuchte dort auch das Grab des mutigen Bischofs, der als erster Franzose den Deutschen die Hand reichte und so den ersten Schritt zur Versöhnung zwischen beiden Ländern wagte.

Dass Pax Christi auch künftig Kriege und Konflikte verhindern wolle, kam in der abschließenden Diskussion zum Ausdruck. Die Flüchtlingskrise sei zum Teil auch eine Folge der ungerechten Handels- und Finanzpolitik. So werde Afrika von Konzernen seiner Bodenschätze beraubt und ausgebeutet, während Europas Elektroschrott immer mehr Afrikas Westküste vermülle. Krieg sei oft ein ein gutes Konjunkturprogramm, meinte ein Teilnehmer. Auch, dass alle Nato-Staaten gezwungen sind, zwei Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes für Militär auszugeben, sei ein Unding. Das Geld sei statt in Rüstung viel zukunftsweisender in Entwicklungsarbeit und in die Beseitigung von Flucht- und Konfliktursachen investiert.