Winnetous Winterlager am Sonnenhügel

Gerade erst sind die Abenteuer des Häuptlings der Apachen in einer aufwendigen Produktion neu verfilmt worden und haben zu Weihnachten Millionen Zuschauer vor dem Bildschirm gelockt. Winnetou: ein Mythos, ein Held. Er verkörpert den edlen, guten Indianer und kämpft mit seiner „Silberbüchse“ auf seinem Pferd Iltschi für Gerechtigkeit und Frieden. Die Geschichten um einen fiktiven Häuptling der Apachen, die allesamt im wilden Westen spielen, üben eine unglaubliche Faszination aus. Sie erinnern an Freiheit und daran, dass das Gute immer siegt.
Auch in Twisteden löst diese Figur immer wieder einen gewissen Reiz aus. „Ja, wir sind hier schon ein bisschen Winnetou-verrückt“, gesteht Rafael Keuler aus Twisteden. Er ist Mitinitiator der alle zwei Jahre stattfindenden Karl-May Festspiele. Auf dem Sonnenhügel am Hoensberg in Twisteden haben Winnetou mit seinen Stammesbrüdern und Schwestern, Old Shatterhand und auch Bandit Santer und seine Bande ihr Winterquartier aufgeschlagen.
„Die Planungen für die Festspiele im Jahre 2017 sind im vollen Gange“, verrät Rafael Keuler, alias Bandenführer Santer. Etwa 50 Laien-Schauspieler beteiligen sich in diesem Jahr an einer Neuauflage von „Winnetou I“ und können es kaum erwarten mit den Proben zu beginnen. Das Drehbuch schreibt, natürlich frei interpretiert nach Vorlagen von Karl May, Niklas Jansen. „Auch die Hauptdarsteller, allen voran Matthias Kaenders als Winnetou, sind mit an Bord, beziehungsweise mit auf der Schauspielbühne“, verspricht Rafael Keuler.
Was im Jahre 2000 aus einer Schnapsidee entstanden ist, hat sich im Golddorf zur wahren Erfolgsstory entwickelt. „Das konnte wirklich keiner ahnen“, sagt Rafael Keuler immer noch ungläubig.
Vor 16 Jahren, zum 25-jährigen Jubiläum des DJK-Ferienlagers Twisteden, wollten die Betreuer den 90 mitgereisten Ferienkids etwas Besonderes bieten. Gemeinsam besuchten sie eine Aufführung des Karl-May-Klassikers „Winnetou I“, auf der großen Naturfreilichtbühne in Elspe. Kinder wie Betreuer ließen sich in den Bann des Wilden Westens ziehen.
Die Aufführung hinterließ besonders bei den Betreuern eine Begeisterung mit Folgen. In geselliger Runde kam man am Abend zu folgendem Entschluss: „Was die in Elspe können, kriegen wir doch wohl auch hin.“ Noch in der gleichen Nacht machte sich das Team um Lagerleiter Holger van Elten an die Arbeit. Damals schrieb Michael Mierzwa das Drehbuch, die Kochfrauen nähten aus Kartoffelsäcken Kostüme, die Betreuerinnen und Betreuer bauten aus Kartons und allem, was das Lager zu bieten hatte, ein Bühnenbild und studierten so ganz nebenher ihre zugedachten Rollen ein. Ach ja, Pferde kamen auch zum Einsatz, und zwar in Form von Steckenpferden.
Die Begeisterung bei der Aufführung im Ferienlager wurde übertragen in die heimischen Gefilde. Kaum in Twisteden angekommen, wurden die Darsteller mit „Hallo Winnetou, Old Shatterhand, Sam Hawkins, Betsy und Co….“ begrüßt. Im darauf folgenden Jahr muss Rafael Keuler allerdings der Blitz getroffen haben. „Mein Traum war es, Winnetou auch hier in Twisteden auf eine geeignete Bühne zu bringen“, sagt der Heilpädagoge. Die Anfangs zögerlichen Mitstreiter waren schnell vom Vorhaben begeistert und unterstützen den Ideengeber bis heute. In Twisteden finden seitdem alle zwei Jahre die Karl May Festspiele auf dem eigens dafür errichteten Sonnenhügel am Hoensberg statt und gehören sicherlich zu den Highlights der Veranstaltungen des ganzen Dorfes.
Unterstützung erhalten die meist friedlichen Krieger nach wie vor von den Dorfbewohnern. Saloon, Wasserfall, Pyrotechnik, Kostüme, Hottas (auch Pferd genannt), entstehen in echter Siedler- und Indianerarbeit. Am Fronleichnamstag, den 15. Juni 2017, wird sie dann erzählt, die Geschichte um Winnetou und Old Shatterhand.
Längst sind die Karl May Festspiele über die Grenzen Twistedens hinaus bekannt und locken alle zwei Jahre, immer zu Fronleichnam, über tausend Zuschauer zum Sonnenhügel.