Warum der Wasserturm?

Als ich vor einigen Tagen mal wieder auf mein geliebtes, schönes Kevelaer zumarschierte, bekam ich einen deftigen Schreck. Zunächst dachte ich, dass da etwas Schlimmes passiert sein müsste, bei soviel Blaulicht. Mein zweiter Blick brachte Klarheit: Nichts anderes als unser imposanter, alter Wasserturm war es, der da knallblau strahlte. Kurz darauf war es vorbei mit dem blauen Schimmer. Jetzt waberte ein gelber Lichtkranz um den Turm.
Da sah ich rot! Wer ist auf die bekloppte Idee gekommen, aus unserem Wahrzeichen einen blau-gelben Strahlemann zu machen? Ich bin mir gar nicht so sicher, ob es nicht auch ein Werbegag der FDP ist. Von wegen blau und gelb sind die Kevelaer-Farben!
Ich treffe auf meinen Spaziergängen durch das Städtchen immer mehr Leute, die entsetzt sind wegen dieses Projekts. Ein paar leuchtende Sternchen als Kranz haben es doch bisher auch immer getan. Und jetzt dieser Kitsch, der auch noch ein Heidengeld kostet. Hätte der Brüggemeier sich nicht was Sinnvolleres einfallen lassen können, um seine Knete loszuwerden, statt in diese Aktion reinzubuttern?
Das „Wir“ in Kevelaer stelle ich mir anders vor. Adventlich dekorierte Läden, Weihnachtsduft und Lichterglanz, freundlich lächelnde Verkäufer und nette Begegnungen. Das würde für mich für den Wirtschaftsstandort Kevelaer sprechen. Aber vielleicht bin ich ja auch schon zu alt für solche Experimente. Was bin ich froh, dass ich nicht in der Nähe wohne und die Adventszeit durchgehend im blau-gelben Licht erleben muss.
Ich habe gehört, dass das Leuchtturmprojekt ein Test sein soll für eine weitere Aktion im kommenden Jahr. Mir graut davor, dass meine eigene Heimstatt ein Teil des beleuchteten Adventskalenders werden könnte. Ich sehe schon auf meinem Dach den Spruch „Wir lieben Lebensmittel“ in neongrün.
Meine Mechel meint, sie könnte mir ja zu Weihnachten eine blaue Palaverlampe für meinen Hut schenken.
Euer Hendrick