Verbrecherische Drahtzieher

Ich bin noch völlig fertig. Was ich gerade gehört habe, hat mich beinahe aus den Latschen gehauen. „Wer sind die Drahtzieher?“, frage ich mich. Nein, diesmal lasse ich mich nicht über politische oder wirtschaftliche Machenschaften aus. Heute beschäftigen mich die menschlichen Abgründe, die sich in unserem beschaulichen Ort auftun. Anscheinend gibt es da jemanden, der gezielt seinen Mitmenschen schaden will. Wer kommt auf eine so kranke Idee, einen Draht quer über die Straße zu spannen?
Fast jeden Tag führt mich mein Weg über die Friedenstraße. So wie ich nutzen viele diese Straße, um zur Arbeit oder zum Bahnhof zu kommen. Wie leicht hätten wir alle Opfer dieses Drahtziehers werden können. Nicht auszudenken, wenn ich mit all meinen Waren in diese Stolperfalle gelaufen wäre. Ich war fest der Meinung, dass die Zeiten der Wegelagerei vorbei wären. Aber dem scheint nicht so zu sein. Da will wohl jemand massiv unseren Frieden stören.
Ein „Dummer Jungenstreich“ ist die Tat jedenfalls nicht. Schließlich war der Draht straff gespannt und so stabil, dass er mit einer Zange durchtrennt werden musste. Welch ein Glück, dass bisher niemand ernsthaft verletzt worden ist. Wer geglaubt hat, dass in Kevelaer alles nett und friedlich ist, liegt daneben. Es hat auch hier immer schon Mord und Totschlag gegeben. Ich kann nur hoffen, dass unsere Polizei häufiger präsent ist und den Übeltäter erwischt, bevor sich jemand den Hals bricht.
Meine Frau, die Mechel, meint: „Früher sind solche Verbrecher mit Schimpf und Schande aus der Stadt gejagt worden.“
Euer Hendrick