Räuber und Diebe

Nää, wat war dat ne schöne Kirmes. In diesem Jahr hat mal wieder alles gepasst. Die Organisatoren haben nichts dem Zufall überlassen. Ob es die städtischen Mitarbeiter waren oder das Organisationskomitee der Bürger-Schützen Gesellschaft als festgebender Verein, alle haben dazu beigetragen, dass bei dem herrlichen Wetter (da hat der Pastor Lohmann bestimmt auch ein gutes Wort beim Petrus eingelegt) alles am Schnürchen lief. Die Musikvereine haben sich ins Zeug gelegt und ein Lied nach dem anderen geschmettert. Dem ein oder anderen Musiker wird sicherlich die Lippe schmerzen, so waren die Trompeten bereits morgens um 5 Uhr und dann nachts um 1.30 Uhr immer noch zu hören. Sommerstimmung, die alle beflügelt hat.
Auch die Räuber und Diebe. Denn die hatten auch alle Hände voll zu tun.
Auf der einen Seite die Räuber von der Hubertus-Gilde. Versuchten diese doch, die Kirmespupp zu stehlen. Doch hatten sie nicht mit der Wehrhaftigkeit der Ehrengarde des Festkettenträgers gerechnet. Die haben sich einfach mal zu einem menschlichen unüberwindbaren Wall zusammengeschlossen und nichts, auch nicht die Schützenkollegen von Konkurrenz, an ihre Kirmespupp herangelassen. Diese wurde dann, wie geplant, auf dem St.-Klaraplatz durch den Festkettenträger Norbert Platzer angezündet, so dass die Kirmes damit ihr traditionelles Ende fand.
Auf der anderen Seite die Diebe – oder war es gar nur einer – die auf dem Kirmesplatz reihenweise Handys geklaut haben. Offenbar hatte man es auf junge Frauen und Mädchen abgesehen. Traurig. Aber noch trauriger ist dann das: Eine junge Dame wurde durch einen auffällig aussehenden rot-blonden Mann beobachtet, der dann auch anderen Anwesenden auffiel. Sie zog ihre Umhängetasche vor ihren Körper, um diese zu schützen. Kurz darauf war ihr Handy dennoch aus der verschlossen Handtasche verschwunden.
eistesgegenwärtig bat sie einen Bekannten, das Handy zu orten, und so konnte der Standort ihres Handys in der Nähe des Bahnhofs bestimmt werden. So zog sie mit Freunden los, um sich dort umzusehen. Angekommen informierte man telefonisch gleich die Polizeiwache in Kevelaer. Die Polizisten sagten ihr unmissverständlich, dort wegzugehen, um auf die Wache zu kommen. Dort angekommen sagte man ihnen, dass man jetzt auch nichts mehr machen könne, und man möge dann doch morgen wieder -kommen.
Also das hätte es zu meiner Zeit nicht gegeben, da wäre doch der Dorfpolizist sofort los gestiefelt und hätte doch mal nachgeschaut und den Dieb dann gegebenenfalls auch sofort festgesetzt. Stattdessen musste sich die junge Kevelaererin dann am nächsten Morgen anhören, dass man sich ja auch nicht so teuere Handys kaufen müsse, so würde man ja quasi die fette Beute gleich anbieten. Also er, der Polizist, würde sich immer Geräte von 100 Euro kaufen, dass würde es dann ja auch tun und der Verlust wäre nicht so schlimm. So kam zum Verlust auch noch der Frust in der jungen Dame auf, schließlich hatte sie ganz lang dafür gespart hat, um sich ihr iPhone kaufen zu können.
Die Mechel, meine Frau, sagt: „So wat aber auch. Die einen verteidigen die Kirmespupp bis aufs Blut, obwohl die ja dann doch auf den Scheiterhaufen kommt, und dem Dieb rückt man nicht mal auf die Pelle, um seine Langfingerchen ein wenig ins Feuer zu halten. Die sind doch alle bekloppt.“
Euer Hendrick