Mit(be)stimmen

Also manchmal kannst du doch nur mit den Ohren schlackern. Da fand doch kürzlich die Jahreshauptversammlung des Kevelaerer Sportvereins (KSV) statt und es standen große Entscheidungen an. Der KSV hatte eingeladen und der Wirt im Vereinslokal hatte vorsorglich das Lokal für die zu erwartende Masse an KSVlern, exklusiv geschlossen. Und dann… Dann war kaum einer da.
Im Verein standen u. a. Entscheidungen über Investitionsmaßnahmen in beträchtlicher Höhe an. Ein Kunstrasenplatz für läppische 250 000 Euro (in Worten: zweihundertfünfzigtausend Euro!!) soll her. Das wäre doch mal ein triftiger Grund, um seine demokratischen Vereinsrechte auszuleben. Argumente hören, Gegenargumente geben und dann entscheiden. Aber so?!
Is et jetzt in den Vereinen schon wie in der Politik? Nä, eigentlich is et noch viel schlimmer. Denn bei der letzten Wahl – du erinnerst dich, ein neuer Bürgermeister sollte her –, da hatte Kevelaer eine Wahlbeteiligung von 44,4 Prozent. Und das war, gelinde gesagt, schon ziemlich armselig. Und bei der KSV-Abstimmung? Da waren es sage und schreibe fette 1,85 Prozent, das sind 39 Männekes von 2110 Mitgliedern. Nur das Wahlergebnis spricht eindeutig wieder für den KSV. Hatte Dr. Pichler damals knappe, aber ausreichende 50,38 Prozent Stimmen auf sich vereinen können, so waren es dann bei den KSVlern satte 100 Prozent (für die, die et nich verstehen, dat war jetzt ironisch gemeint). Aber wie soll es auch anders, wenn fast nur Fußballer anwesend sind, dann entscheiden die sich logischerweise für so einen geilen neuen Fußballplatz aus Kunstrasen.
Warum braucht man eigentlich noch Mitgliederversammlungen? Es reicht doch ein Vorstand oder besser noch: nur noch einen, nämlich den Vorsitzenden. Der kann dann alles wunderbar mit sich selbst abmachen. Ist dann ja irgendwie wie in der Monarchie. Ah, jetzt hab ich’s, das ist der wahre Grund, die wollen ihren Kaiser Wilhelm zurück haben. Aber ob das das Richtige ist… Ich hab’s doch miterlebt, die vielen Monarchen und Diktatoren, die hier rund um Kevelaer das Sagen hatten. Doch die Geschichte hat gezeigt, dass das alles in die Hose gegangen ist. Also fasst euch ein Herz, seid nicht so bequem und macht mit. Wenn nicht ihr, wer dann? Ihr seid das Volk. Ihr seid der Verein. Es geht immer um euch und nicht um die, die da immer sitzen, die machen nur die Arbeit! So ist das nämlich.
Aber ich höre sie schon, die Nichtwähler, die im Nachhinein mitreden und zwar lautstark. Alle haben sie etwas zu möppern oder maulen rum. Mal mit mehr, aber immer öfter mit weniger Substanz.
Und meine Frau, die Mechel, die meinte dann auch: „Das Beste is dann dat kommende Geschwätz, wat de in Kävele auf der Straße hörst (,… und wenn ich dabei gewesen wäre, dann wäre die Entscheidung anders ausgegangen‘ oder ,Die entscheiden doch sowieso, was die wollen‘). Ja, wärste mal hingegangen, du KSVler, und hättest deinen Arsch hochgekriegt. Und Ausreden, es war doch EM im Fernsehen, die zählen nicht, denn es haben weder Deutschland noch der KSV gespielt.“
Euer Hendrick