Manfred Schax läuft am Sonntag seinen 15. Kevelaer-Marathon

„Ich musste erst mal noch einen Glühwein trinken“, zeigte sich Manfred Schax beim Silvesterlauf am vergangenen Sonntag in Kervenheim entspannt. Mit einem Kollegen war der 50-Jährige von Winnekendonk aus losgelaufen, hatte fünf Runden à 2,1 Kilometer absolviert, lief die Strecke nach Hause aber erst ein paar Minuten später zurück. „Das war mein drittes Mal hier – war ein entspannter Vorlauf für Kevelaer am Sonntag. Ich kann nur jedem empfehlen, hier mitzulaufen“, lobte er die Atmosphäre.
„Ich bin immer Mittelstrecke gelaufen, konnte nie Ball werfen und Sprint war nie mein Ding“, erzählt Schax beim Rückblick auf seine Schulzeit. Der gebürtige Kevelaerer, der im Alter von drei Jahren mit der Familie nach Winnekendonk zog, erinnerte sich gern an die Schulvergleichskämpfe, bei denen er immer die 800 und 1000 Meter laufen durfte. „Mittelstreckenläufer hieß das damals.“
Im Rahmen seiner ersten Ausbildung – bei der Deutschen Bahn in Leverkusen-Opladen – kam er „richtig zum Laufen“. Er war in einem Jugenddorf untergebracht. Als Alternative zu Langeweile und Feten feiern läuft Schax damals die drei Kilometer zum nahegelegenen Sportplatz, um dort seine 25 Runden zu drehen. „Da hatte ich dann eineinhalb Stunden Beschäftigung und ich war der einzige dort.“
Die Ausbildung führte er allerdings nicht zu Ende, ließ sich in Kleve zum Altenpfleger ausbilden. „Da bin ich dann weniger gelaufen, ein- bis zweimal die Woche. Ich habe mehr Fußball gespielt.“ Er kickte in der dritten Seniorenmannschaft von Viktoria Winnekendonk, aushilfsweise auch mal in der Zweiten. „Ich war aber kein Filigrantechniker“, gesteht er ein. „Aber als Läufer konnte man als Bewacher des Spielmachers was bewegen. Wenn man den bei der Ballannahme störte, war das auch schon was.“ Sein beruflicher Weg führte ihn ins Krankenhaus nach Du­isburg-Huckingen. Dort wollten Kollegen ihren ersten Duisburg-Marathon laufen und sprachen ihn an. Und so begann er mit 35 Jahren, Marathon zu laufen.
Ausgestattet mit einem Trainingshandbuch des früheren Leichtathleten Herbert Steffny, bereitete er sich vier Monate vor, ehe er im Oktober 2001 die Strecke erstmals in Köln lief. „Da sind relativ enge Gässchen, da konnte man nebeneinander kaum laufen. Bei Kilometer 16 mussten wir einen Stopp machen. Da hab ich wohl gemerkt, dass es nicht so einfach war.“
Aber auch ohne großen Ehrgeiz bewältigte er die Strecke in 3:29:45 Stunden – danach wartete er erstmal eine Woche ab, „wie es einem dann geht.“ Er verpackte das Ganze ganz gut. Sein zweiter Lauf war der „Honigkuchen“-Marathon in der Schravelener Heide in Kevelaer. „Da habe ich mir gesagt: „Jetzt laufe ich regelmäßig Marathon.“
Viermal startete er seitdem zum Marathon in Berlin, einmal in Paris und auf zahlreichen deutschen Groß­events wie München oder Frankfurt. Die meisten Läufe absolvierte er aber in Duisburg und Kevelaer, wo er 2017 jeweils zum 15. Mal an den Start gehen wird.
Nach der Arbeit läuft er regelmäßig bis zu einer Stunde – und regelmäßig sechs bis sieben Mal die Woche. „Es gibt nix Besseres, bei dem man den Kopf frei kriegt und entspannt als das Laufen“, sagt er und hat offensichtlich einen wunderbaren Ausgleich zur Arbeit gefunden.
„Das sind alles Erholungsläufe“, sagt er und nimmt dabei keine Uhr zum Stoppen von Zeiten mit, läuft einfach mal sieben, mal zehn Kilometer nach Lust und Laune Richtung Schravelen, nach Wetten, Kervenheim oder Sonsbeck. „Die Nachbarn haben schon gefrozzelt: Der läuft von zu Hause weg.“
Die Familie nimmt sein zeitintensives Hobby gelassen. „Die wissen, dass wir gut klar kommen miteinander, wenn sie mich laufen lassen“, meint er. Seine Frau Eva begleitet ihn zu manchen Wettkämpfen. Die beiden Kinder – Tochter Elena und Sohn Christian – haben sich noch nicht richtig mit dem Laufvirus „infizieren“ lassen. „Sie können manchmal sportliche Aktivitäten entwickeln. Er läuft ab und an, ist aber kein Wettkampftyp.“
Seit Jahren trainiert Manfred Schax mit dem Winnekendonker Lauftreff. „Wir laufen da Dienstag und Freitag je nach Wetter und wer Lust hat – das ist immer Spaß für uns.“ Gemeinsam mit der Truppe nimmt er am Weezer Staffellauf teil oder ist beim Golddorflauf vor der eigenen Haustür, der in diesem Jahr am 8. April stattfindet, dabei.
Den Lauf in Kevelaer schätzt er aus mehreren Gründen – einmal weil er viele der Organisatoren persönlich kennt. „Und er ist natürlich optimal, weil es ein kleiner Lauf direkt um die Ecke ist.“
An die ersten zehn Jahre des Laufs an der Jugendherberge Schravelener Heide erinnert er sich aufgrund der „schönen Atmosphäre“ gerne. Damals ging es an der Reithalle vorbei mit einem eigenen „Fanclub“ der Viktoria zum Anfeuern.
Angenehm sei dort immer gewesen, dass man auf dem Michelsweg auch als Zurückliegender immer wieder die Laufkameraden in der Runde sehen und sich gegenseitig motivieren konnte, erinnert er sich. Das sei auf dem jetzigen Kurs am DJK-Sportpark in Twisteden ähnlich. „Da läuft man die letzten 400, 600 Meter der Strecke auch aneinander vorbei.“ Das werde aber diesmal wohl nicht so sein, denn er sei wahrscheinlich der einzige aus dem Lauftreff, der mit von der Partie sein wird.
Für den Sonntag hofft Schax auf trockenes Wetter. „Acht Grad und wolkig wie angekündigt wären in Ordnung“, so der passionierte Sportler. Podestplätze sind ihm egal. „Normal anzukommen“ ist das Ziel. Sein langfristiges Ziel lautet: „Lauf-gesund bleiben – und bis 55 vielleicht nochmal sowas wie 3:10 oder 3:20 Stunden laufen.“ Startschuss am DJK-Sportpark am Beetenackerweg in Twisteden ist am Sonntag, 8. Januar 2017, um 10 Uhr.