Krippen und Figuren aus Twisteden

Adele und Peter Prascsik sind ganz vertieft in ihre Arbeit. „Schau mal, hier müssten wir noch etwas nachbessern“, sagt Adele Prascsik und hält ihrem Mann eine kleine Maria-Figur hin. Eigentlich ist der Riss kaum sichtbar. Aber dennoch ist es bei genauerem Hinschauen ein Makel.
Für Peter Prascsik aber kein Problem. Mit gekonnten Handgriffen behebt er den kleinen Schaden und schon ist Maria in ihrem leuchtend roten Kleid und blauem Mantel krippentauglich. „So soll es auch sein“, sagt das Twistedener Ehepaar, das sich seit einigen Jahren auf die Herstellung, Reparaturen und Restaurierungen von Krippenfiguren jeglicher Art spezialisiert hat.
Zusätzlich hat sich das Paar in Ausbesserungsarbeiten, Grundierungen und Kolorierungen weiterbilden lassen und bietet nun auch Aufbereitungsarbeiten von Kirchenfiguren an. Gerade erst konnten 27 Krippenfiguren die hauseigene Werkstatt verlassen. So werden nun die 80 Zentimeter großen Figuren, die aus einer Duisburger Kirchengemeinde stammen, zu Weihnachten einen besonderen Glanz ausstrahlen.
Unter dem Motto: „Einfach kann jeder“ legen Adele und Peter Prascsik besonderen Wert auf Detailarbeit. Und manchmal erfordert das wahre Doktorarbeit. Ein Wurm- oder Schimmelbefall kann unter Umständen schon mal Stirnrunzeln auslösen. „Dieser muss gezielt behandelt werden, entweder mit einer Spritze oder einem speziellen Wurmbad“, erklärt der Figurendoktor.
Nach erfolgreicher Behandlung schließt sich die Ausbesserung an. „Ob Holz, Kunststoff, Draht oder Gießharz, jedes Ersatzteil wird haargenau angepasst und möglichst originalgetreu modelliert“, erklärt Prascsik weiter. Nach der Trocknung wird die Farbe aufgetragen. „Ölfarbe mit einer geheimen Mischung“ verrät das Figurenreparaturteam. Es ist eine Kunst für sich. Denn die Natürlichkeit, der alte Charme soll erhalten bleiben. Es ist eine Gemeinschaftsarbeit des Ehepaares, ein leidenschaftliches Hobby.
Gewerkelt wird in der hauseigenen Werkstatt. Hier stapelt sich Holz und Stroh für die Krippenställe. Gleich nebenan befindet sich das Reich der Stoffe und Farben, Knöpfe, Schnüre und Goldlitzen. Dicht an dicht liegen hier Sackleinen, Samt und Seide für das modische Outfit von Maria, Josef und Co. In den Regalen locken Dutzende Kistchen mit klitzekleinen Accessoires wie Stöcke oder winzige Umhängetaschen für den modischen Hirten oder glitzernde Bordüren für die heiligen drei Könige. Laternen, Brunnen, Lagerfeuer, Tische und Bänke füllen Aufbewahrungskästen. Eben alles, was zu einer weihnachtlichen Krippe gehört. Adele Prascsiks große Begeisterung für die Krippenschneiderei, spiegelt sich an den Figuren wider. Jede Figur, jeder Stall besticht mit viel Liebe zum Detail.
Mittlerweile kann aus gut einem Dutzend Krippenställe, sowie 120 unterschiedlich bekleideten Figuren ausgewählt werden. So kann sich jeder Kunde seine eigene Krippe individuell zusammenstellen. Wer bis sechs Wochen vor dem Fest seine Wünsche mitteilt, erhält rechtzeitig vor Weihnachten seinen ganz persönlichen Krippenstall. Eigentlich sind Adele und Peter Prascsik das ganze Jahr im Weihnachtsrausch. Kein Flohmarkt oder Trödelstand bleibt unentdeckt.
Dann läuft die Kreativschmiede sofort auf Hochtouren. „Geht nicht, gibt’s nicht“, lacht das Paar, das bereits jetzt seine Krippenschätze in den Ausstellungsräumen in Kleinkevelaer an der Leegestraße ausgepackt hat. „Für uns ist immer Weihnachten“, sagen Adele und Peter Prascsik mit einem herzlichen Lachen. (HvL)