Krimiautoren lasen im Klostergarten

„Wir wollten mal was Offeneres für Kevelaer und den Klostergarten machen“ , begrüßte Nicole Grüttner eine im Nachhinein doch „überschaubare“ Zahl von gut 30 Gästen im Raum „Christophorus“ des Klostergarten-Hotels.
Für den ersten Aufschlag in dieser Richtung hatte die engagierte Hotelchefin das niederrheinische Krimiautoren-Duo Thomas Hesse und Renate Wirth eingeladen. Im Gepäck hatten die beiden ihr neues Werk „Das schwarze Schaf“ – den insgesamt neunten Roman, der sich um das Weseler K 1 und seine Chefin Karin Krafft dreht.
„Wir sind das einzige rheinüberspannende Krimiduo“, gab der Weseler Journalist und Publizist Hesse gleich mal preis, worin eine Idee der gemeinsamen Autorenschaft besteht. „Jeder von uns hat genaue Kenntnis der Rheinseite, von der er kommt. So können wir eine gewisse Heimattreue darstellen, was wichtig für einen Niederrheinkrimi ist.“ Wissenschaftler hätten sogar festgestellt, dass Regionalkrimis die „neue deutsche Heimatliteratur“ in der Fortschreibung der Schmachtromane der 50er-Jahre seien.
Die besondere Authentizität führe aber dazu, dass die Leser in jedem Detail besonders kritisch seien – auch beim Buchdeckel: „Ein Leser kam zu uns und fragte: Was habt ihr denn gemacht – das ist doch kein „schwarzes Schaf“, sondern ein Schwarzkopfschaf“, sagten die beiden Autoren und hatten sofort die schmunzelnde Zuhörerschaft auf ihrer Seite.
So eingestimmt, brachten die Xantener Gestalttherapeutin und ihr kongenialer Partner spannend-lesend den Fall einer kopflosen Leiche am Rheinufer zu Gehör. Aufgehängt haben sie diese Geschichte an dem seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt um die Güterstrecke Betuwe. „Da sind Tausende von Menschen betroffen, da sollen viel mehr Züge rollen.“
In dem Krimi will eine radikale Gruppe auf der Strecke einen Brandanschlag verüben und testet mit vorgetäuschten Sprengstofftaschen auf den Gleisen am Fürstenberg die Polizei. „Da sind bei der Beschreibung leider unsere Grenzen, denn da haben die Erdrutsche im Sommer die Landschaft etwas verändert“, gestand Hesse zu. “Wir haben weitergedacht und uns gefragt, was ist, wenn der Niederrheiner zu härteren Mitteln greift“, erläuterte der Krimiautor. „Das ist alles brandaktuell – im Hambacher Forst wurden im Zusammenhang mit der Braunkohle Polizisten angegriffen“, zog er Parallelen zu dem Widerstand dort.
Verknüpft wurde dieser Plot mit der Entführung der Kommissarin durch eine alte Freundin, die Mitglied dieser Gruppe ist. Sie gilt bei den Betuwe-Gegnern als Schwachstelle. Um sie und die Kommissarin zu schützen, verbreitet die Polizei über das Radio die erfundene Meldung über eine Wasserleiche am Reeser Rheinufer.
Neben den Lesepassagen nahmen sich die beiden Autoren auch die Zeit, unterhaltsam Fragen nach der Art ihrer Zusammenarbeit und der Ausgestaltung ihrer Romanfiguren und der Geschichten zu beantworten. So erzählten sie, wie die Figur des Kommissars Gero von Aha zustande kam („Den Namen haben wir in einer Ratssitzung tatsächlich mal gehört – das war dann unser Aha-Effekt“), wie wichtig ihnen und den Lesern Charakterköpfe wie die in der „O.P.A.-Initiative“ dreier Hobbyermittler sind, die sich immer in die Fälle einmischen. Und sie beschrieben, wie sie früher die Rückseite einer Tapete zum Aufzeichnen des Geschichtebaums verwendet haben und heute im Café zusammen beim Schreiben die Atmosphäre um sich herum aufsaugen.
Die humorvollste Anekdote zur Lesung hatte Thomas Hesse dann ganz zum Schluss parat, nachdem das Duo die Hochgeschwindigkeitsfahrt des Kommissars von Aha mit seiner Lebensgefährtin in spe Marlene auf der B 8 mit Blitzer vorgelesen hatte. „In der ersten Lesung des Romans kam eine junge Frau auf mich zu und sagte: Woher wusstet Ihr das – ich fahre ein kleines Auto und ich bin da gefahren – aber nicht mit 145, sondern mit 135.“ (aflo)