Kevelaer hat das günstigste Trinkwasser

In diesen Tagen erhalten die meisten Haushalte in Kevelaer wieder ihre jährliche Wasserabrechnung der Stadtwerke. Um zehn Cent je Kubikmeter sind darin die Trinkwassergebühren für 2017 angehoben worden. Von teurem Wasser kann man dennoch nicht sprechen: 2016 hatten die Stadtwerke Kevelaer mit 1,23 Euro brutto im gesamten Regierungsbezirk Düsseldorf die niedrigsten Gebühren für Trinkwasser und lagen auch beim Abwasser mit 2,15 Euro klar unter dem Durchschnitt. Möglich machen das geologische Vorteile Kevelaers, aber auch ein cleveres Management der Stadtwerke.
Bei der Wasserversorgung in Kevelaer handelt es sich um einen Gebührenhaushalt. Das bedeutet, dass die Gebühren, die die Stadt erhebt, kostendeckend sein müssen, aber eben nicht höher sein dürfen. In manchen anderen Kommunen ist die Wasserversorgung privatisiert, die Kosten für die Nutzer sind somit dort nicht gedeckelt. Das erklärt zumindest teilweise, weshalb in manchen Kommunen mehr als zwei Euro je Kubikmeter Trinkwasser fällig werden und das durchschnittliche Entgelt im Regierungsbezirk Düsseldorf immerhin 1,73 Euro beträgt. Anders als bei Strom oder Gas gibt es jedoch aus technischen Gründen keine freie Wahl des Versorgers.
Manchmal sind es zwingende Gründe, weshalb Versorger in anderen Regionen höhere Kosten haben. So ist es in bergigen Regionen mit steinigem Boden weit aufwendiger, Versorgungsrohre zu verlegen als am platten, sandigen Niederrhein. Auch die Haltbarkeit der Rohre ist bei uns entsprechend länger. Zudem sind keine großen Pumpen erforderlich, um das Wasser zu verteilen.

So setzen sich die Kosten der Trinkwasserversorgung zusammen.

So setzen sich die Kosten der Trinkwasserversorgung zusammen.


Mitte der 1990er-Jahre lagen auch in Kevelaer zwei der Brunnen, aus denen die Stadtwerke ihr Wasser fördern, an der Höchstgrenze der Nitratbelastung. Damals entstand eine Kooperation mit Landwirten und Pflanzenzüchtern, bei der diese zusicherten, mit weniger Nitrat zu düngen, wofür sie jährlich rund 150 000 Euro Ausgleichszahlungen erhalten. Heute ist Kevelaer eine der wenigen Städte am Niederrhein, deren Wasser nur gering mit Nitrat belastet ist. Das spart Kosten bei der Trinkwasseraufbereitung, auch wenn immer noch Nickel, Eisen, Mangan, Sauerstoff und Feststoffe entfernt werden müssen. Obendrein sind die Stadtwerke aufgrund dieser Kooperation davon befreit, ein Wasserentnahmeentgelt in Höhe von 75 000 Euro ans Land entrichten zu müssen.
Trinkwasser und Abwasser sind nicht alles, was die Stadtwerke Kevelaer anbieten. Auch Strom und Gas gehören beispielsweise zu den Leistungen des Unternehmens. Weil viele Mitarbeiter in mehreren Bereichen gleichzeitig tätig sind, entstehen Synergien, die Personalkosten einsparen. Und wenn beispielsweise die Abrechnungen für Trink- und Abwasser aus einer Hand kommen, müssen nur halb so viele Bescheide verschickt werden – das spart eine Menge Porto. Außerdem ist da noch die IT: Trinkwasser, Abwasser und Stromkunden verwalten die Stadtwerke mit einer Software. Anderenorts hat oft jeder Bereich sein eigenes Programm – und damit dreifache Kosten. „Das setzt natürlich engagierte und fähige Mitarbeiter voraus“, lobt Geschäftsführer Wolfgang Thönnissen sein Team für das erfolgreiche, bereichsübergreifende Arbeiten.
So setzen sich die Kosten der Abwasserentsorgung zusammen.

So setzen sich die Kosten der Abwasserentsorgung zusammen.


Kostenbewusst zeigt sich der städtische Betrieb auch bei der Verlegung der Kanalrohre. 245 Kilometer davon ziehen sich durch den Untergrund der Marienstadt. Nach Möglichkeit werden Bauarbeiten immer gemeinsam mit Straßenarbeiten durchgeführt, um die Straße nur einmal aufreißen und erneuern zu müssen. Selbst wenn beispielsweise die Trinkwasserleitungen erneuert werden müssen, die Abwasserleitungen aber noch zehn Jahre lang gut wären, sanieren die Stadtwerke beide Leitungssysteme in einem Rutsch. Das ist unterm Strich günstiger und bedeutet auch weniger Baustellen für die Anlieger. Neue Rohre, wie unlängst im Achter­hoek, werden zudem unter den Banketten statt direkt unter den Wirtschaftswegen verlegt. Auch das spart teure Fahrbahnerneuerungen.
Die meisten Bauarbeiten führen dabei eigene Monteure aus. Nur die Erdarbeiten werden ausgeschrieben. „Ein eigener Fuhrpark dafür würde zu wenig genutzt, um sich zu rechnen“, erklärt Stadtwerkemitarbeiter Wolfgang Toonen.
Ein letzter großer Vorteil für die Kevelaerer ist das Alter des Wasserwerks. Es wird zwar technisch auf dem neuesten Stand gehalten, ist aber weitgehend abgeschrieben.
Viele dieser Kostenvorteile beim Trinkwasser lassen sich analog aufs Abwasser übertragen. Dort ist zudem von Vorteil, dass Kevelaer gemeinsam mit Weeze ein großes Klärwerk nutzt. Früher, als noch in jeder Ortschaft eine eigene Anlage stand, war die fünffache Menge an Technik und Personal erforderlich.
Das alles summiert sich und hat dazu beigetragen, dass die Stadtwerke Kevelaer sieben Jahre lang die Preise stabil halten konnten und auch 2017 noch zu den günstigsten Anbietern in weitem Umkreis zählen. Oder mit den Worten von Wolfgang Toonen zusammengefasst: „Wenn wir 100 000 Euro sparen können, sind das gleich sieben Cent weniger bei den Gebühren.“