Im Vertrauen auf Gottes Fügung

Im Alter von 62 Jahren starb Clementia Elisabeth Killewald OSB, die 39. Äbtissin von Rupertsberg und Eibingen, der Abtei St. Hildegard. Sie war in Altwetten zu Hause und das älteste Kind der Familie Killewald.
Geboren in Duisburg, verbrachte sie ihre erste Schulzeit in Dinslaken. 1970 zog sie mit ihren Eltern nach Altwetten. Elisabeth Killewald, die am Lise-Meitner-Gymnasium in Geldern ihr Abitur machte, fühlte schon als junges Mädchen ihre Berufung zur Ordensschwester, hörte aber auf den Rat einer Äbtissin, erst einmal zu studieren. In Mainz nahm sie ein Musikstudium mit dem Hauptfach Flöte auf.
Als 1966 ihre leibliche Mutter starb, war Elisabeth nach der Wiederverheiratung des Vaters für ihn, ihre „neue“ Mutter und die jüngeren Geschwister eine wertvolle Hilfe beim Zusammenwachsen der Familie, zu der zwei weitere Mädchen hinzu kamen. Soziales, christliches und gesellschaftliches Engagement waren in der Familie zu Hause.
1976 trat Elisabeth in die Benediktinerinnenabtei St. Hildegard ein, die unmittelbar auf die hl. Hildegard von Bingen zurückgeht. Nach dem Noviziat, der Vorbereitungszeit für das Klosterleben, legte sie die Gelübde ab und arbeitete zunächst im Weinberg des Klosters und im Weinverkauf. Sie bildete sich zur Organistin aus, wurde Mitglied der Abtei-Schola und betreute Jahre lang zusammen mit den Hausärzten die alten und kranken Mitschwestern.
Ihr Name als Benediktinerin, Schwester Clementia (die „Güte“) – so hieß eine leibliche Schwester der hl. Hildegard -, entsprach dem Wesen der Nonne. Güte zählte zu ihrem Lebensplan. Ihre mitfühlende, integrierende Art, nach der sie schon als Mädchen und junge Frau in ihrer leiblichen Familie gelebt hatte, beeinflusste die Entscheidung des Konvents, sie zu ihrer neuen Mutter und Oberin auf unbefristete Zeit zu wählen – zur 39. Nachfolgerin der hl. Hildegard von Bingen. Im Oktober 2000 wurde sie als Äbtissin der Abtei St. Hildegard durch Bischof Franz Kamphaus geweiht.
An ihrer schwarzen Ordenstracht ist eine Benediktinerin äußerlich zu erkennen; ihre Kutte ähnelt der dunkelbraunen Tracht der Klarissen, die – wie die Benediktinerinnen – auf Kontemplation ausgerichtet sind. Die Schwestern leben, beten und arbeiten im Kloster. Man trifft sie nicht geschäftig im Alltag auf einer Hauptstraße.
Die Benediktinerinnen leben nach der vom hl. Benedikt vor gut 1500 Jahren aufgestellten Regel, „wahrhaft Gott suchen“ zu wollen. Die Nonnen verpflichten sich in ihrem dreiteiligen Gelübde, für immer in ihrer Klostergemeinschaft zu bleiben. Diese Beständigkeit am Ort – es gibt keine Versetzungen von Haus zu Haus – entspricht dem Bemühen um Beständigkeit in Lebensstil und innerer Haltung. Das setzt andauende Arbeit an der eigenen Person voraus.
Die Benediktinerinnen streben in ihrem monastischen, also klösterlichen, kontemplativen Leben keine vordergründigen Leistungen an. Sie haben auch keine karitativen Aufgaben. „Der Sinn eines solchen Lebens ist die Anbetung Gottes, die Hingabe an den Dienst für ihn in Gebet und Lobpreis.“
In der täglichen Arbeit mühen sie sich, das ihrige zum Unterhalt der Gemeinschaft beizutragen, weil sie erst dann ‚wahre Mönche sind, wenn sie wie unsere Väter und Apostel von der Arbeit ihrer Hände leben‘ (Regel Benedikts, Kap. 48)“. In diesem Dienst ging Mutter Clementia auf.
Ihre Mitschwestern schreiben in einem Nachruf: „Am 2. Juli starb unsere Äbtissin, Mutter Clementia Killewald, im Alter von 62 Jahren. Wir empfinden tiefe Trauer, sind aber zugleich erfüllt von großer Dankbarkeit Gott gegenüber, der uns Mutter Clementia geschenkt hat.“
Mutter Clementia habe ihre Amtszeit unter das Leitwort „Dominus ipse faciet – Der Herr wird es fügen“ (Psalm 36,5) gestellt. Aus dieser Zusage habe sie gelebt, Gottvertrauen geschöpft und starken Glaubensmut bewiesen, Vertrauen, Offenheit und Wohlwollen geschenkt. Zugleich erfuhr sie selbst im Konvent und von Freundinnen und Freunden der Abtei hohe Wertschätzung. Immer hatte sie zudem einen Blick auf ihre große Familie.
Weiter heißt es in dem Nachruf: „Höhepunkt der Amtszeit von Mutter Clementia war die Heiligsprechung und Kirchenlehrererhebung Hildegards von Bingen durch Papst Benedikt XVI. am 7. Oktober 2012 in Rom. Der Konvent hatte sich darum seit Jahrzehnten bemüht und war maßgeblich an den wissenschaftlichen Vorbereitungen beteiligt. Mutter Clementia stellte die neue Heilige und Kirchenlehrerin am 7. Oktober 2012 auf dem Petersplatz öffentlich vor und erhielt für ihre Rede höchste Anerkennung.“
Wichtige Projekte fielen in die Amtszeit von Mutter Clementia, darunter die Gründung einer Klosterstiftung und Bauten an der Abtei.
Nach einer schweren Operation zu Beginn des Jahres 2015 nahm Mutter Clementia zwar noch einmal die Arbeit auf, zog sich nach einer weiteren Operation am 27. Mai dieses Jahres aber aus ihrem Äbtissinnenamt zurück. Die Schwestern schreiben auf ihrer Webseite: „Sie starb wie sie gelebt hatte, im Vertrauen auf Gottes Führung und in Dankbarkeit und Freude für alles Gute, das sie in ihrem Leben empfangen hat. Dass sie am 2. Juli, dem Gründungstag der Abtei St. Hildegard (2. Juli 1900), dem Tag der Vertreibung des Konventes durch die Gestapo (2. Juli 1941) und dem Tag der Heimkehr aus dem Exil (2. Juli 1945) zu Gott heimging, empfinden wir als besondere Gnade und Fügung Gottes.“
In der Todesanzeige für ihre Äbtissin em. schreiben die Mitschwestern: „Mutter Clementia hat unserer Gemeinschaft in Hingabe gedient. Nie hatte sie sich vorstellen können, einmal Äbtissin von Rupertsberg und Eibingen und damit Nachfolgerin der heiligen Hildegard zu werden. So ließ sie sich allein im Vertrauen auf die gütige Führung des Herrn auf seinen Ruf ein.“
Am 9. Juli feierten zahlreiche Menschen, darunter die große Familie sowie viele Äbte und Äbtissinnen, Mitschwestern, Mitbrüder und 30 Priester das Auferstehungsamt für die Verstorbene.
Zuvor hatte sich der Konvent im Kapitelsaal noch einmal von der Verstorbenen verabschiedet. Sechs Schwestern trugen den Sarg vor den Altar. An der Seite des Hauptzelebranten, des Abtpräses der Beuroner Benediktinerkongregation Dr. Albert Schmidt OSB konzelebrierte u.a. ihr „Weihe-Vater“ Altbischof Franz Kamphaus aus Limburg die österlich gehaltene Heilige Messe.  Sechs Mitglieder der Familie Killewald trugen den Sarg zum Friedhof. (eve)