Hilferuf aus dem Niger

Man kann es sich hierzulande so schlecht vorstellen: Sie gehen morgens zum Bäcker und der zuckt mit den Schultern und sagt: „Tut mir Leid, wir haben kein Brot. Wir haben auch kein Mehl mehr. Kommen Sie in drei Monaten wieder…“ Und doch gibt es Regionen auf unserer Erde, in denen dieses krasse Szenario immer wieder vorkommt. Jetzt, ganz aktuell, im großen Wüstenstaat Niger, Westafrika.
Der Grund ist dieses Mal keine Dürre- oder gar Zuvielregen-Periode – nein, die Lebensmittelvorräte – Mais, Getreide, Maniok – sie sind aufgegessen. Die letzte Ernte war nicht so ertragreich, die nächste Ernte kommt erst in drei Monaten – wenn alles gut geht. Erzbischof Laurent Lompo, ein Freund Kevelaers und seit zehn Jahren Partner der Stiftung Aktion pro Humanität (APH), hat vor wenigen Tagen eine alarmierende SMS an die Vorsitzende der APH, Dr. Elke Kleuren-Schryvers, geschickt: „Die Menschen kommen zu mir und sagen: Bischof Laurent, wir haben Hunger, kannst du uns helfen?“
In diesen Tagen ist der engagierte Geistliche wieder in den Dörfern seiner Diözese unterwegs, an diesem Wochenende hat er 130 Kinder gefirmt. Und überall auf seinen pastoralen Besuchen wird er mit dem Leid der Menschen konfrontiert. „Was habe ich, um den Hunger so vieler Menschen zu stillen außer meiner Worte und Gebete. Doch die machen nicht satt?!“
Aktuell sind ca. zwei Millionen Menschen von schwerem und schwersten Hunger betroffen. Die Hitze ist unerträglich. 45-48 Grad Celsius nahezu jeden Tag. „Die Menschen sterben immer schneller, weil sie schwach sind. Bis zum August wird die Zahl rasant ansteigen, denn 4,5 Millionen Menschen gelten jetzt schon als deutlich gefährdet“, so Dr. Elke Kleuren-Schryvers. „Jetzt gilt es, die Zeit bis zur nächsten Ernte zu überbrücken“, so die Kevelaerer Medizinerin. „Es gibt noch Märkte, auf denen Cerealien, Mais- und Maniok eingekauft werden können. Doch die Menschen in den Hungerregionen haben kein Geld.“
„Von Kevelaer, dem Ort der Consolatrix afflictorum, der Trösterin der Betrübten, kann und muss jetzt eine Botschaft in die Welt hinausgehen, weit über den Kapellenplatz hinaus. 5000 Kilometer Richtung Süden in den Niger, welches neben der tiefsten eigenen Armut seiner Menschen zur Drehscheibe für Flüchtlinge aus ganz Westafrika geworden ist“, so Elke Kleuren-Schryvers. „Menschen, die auf ihrem Weg durch die libysche Wüste und anschließend über das Meer vor Boko Haram fliehen, ihren Träumen folgen oder ihnen zum Opfer fallen. Inzwischen weiß man, dass mehr Flüchtende in dieser Wüste durch brutalste Schleppermethoden umgekommen sind als auf dem Meer. Die Lebenssituation der Menschen in ihren Heimatländern muss verbessert werden, durch uns und unser Teilen mit den Ärmsten.“
„Es ist, als ergeht die Aufforderung Jesu an seine eher unwilligen Jünger im Gleichnis von der wunderbaren Brotvermehrung jetzt direkt an uns“, so Domkapitular Rolf Lohmann, Rektor der Wallfahrt und Kuratoriumsmitglied der Stiftung der Aktion pro Humanität. „Gebt ihr ihnen zu essen! Es ist jetzt an uns, einen notwendigen Perspektivwechsel zu vollziehen. Hinschauen. Nicht wegschauen.“ Pastor Rolf Lohmann stellte für die Kirchengemeinde St. Marien 3000 Euro als erste Nothilfe zur Verfügung. Eine erste, eine schon große Hilfe. Ein Sack Cerealien, also Hirse zum Beispiel, kostet derzeit 45 Euro – etwa eine Woche kann damit eine mehrköpfige Familie etwas zu essen haben.
Erzbischof Laurent Lompo ist gerührt und dankte den Helfern. Diese sofortige Reaktion gebe ihm Mut, den Menschen gegenüber zu treten, und sei für die Hungernden ein erstes, starkes Signal der Hoffnung.
Wenn auch Sie helfen möchten, den Hunger der Menschen zu lindern: Die APH hat ein bei der Volksbank an der Niers ein Spendenkonto eingerichtet: Stiftung Aktion pro Humanität, IBAN: DE39 3206 1384 4330 1300 11.
Weitere Informationen: www.pro-humanitaet.de