Beim Barte des Propheten

Wenn ich so durch mein Kevelaer schlendre, höre ich in der letzten Zeit immer wieder, wie sich viele Bürger über einen Bart unterhalten. Ein in der Öffentlichkeit stehender Mensch, unser Wallfahrtsrektor Pfarrer Rolf Lohmann hat diesen Bart, er wächst langsam und warum auch immer, aber er hat ihn.
Der Bart gilt als Symbol der Männlichkeit und der männlichen Ehre. Im Mittelalter war deshalb die Schwurformel „bei meinem Barte“ üblich. Die verstärkte Schwurformel „beim Barte des Propheten“, die in christlichen Ländern als scherzhafte Bekräftigung Verwendung findet, ist mindestens seit dem 18. Jahrhundert geläufig. In der christlichen Literatur bezieht sich der „Prophet“ auf Moses, der „Duden“ dagegen meint, es handele sich „fraglos“ um Mohammed. Es soll islamischer Brauch gewesen sein, beim Schwören den Bart zu berühren.
Der Bart vom Pastor ist Thema in unserer Marienstadt. Da kommen Äußerungen wie: „Der sieht aus wie ein Landstreicher“, „Das gehört sich einfach nicht, so rumzulaufen als Pastor“, „Der hat doch gar kein Gesicht dafür“ oder „So wie der aussieht, nimmt den doch keiner ernst.“
Nur weil sich der Pastor entschieden hat, sich seine Barthaare wachsen zu lassen, wird er darauf reduziert. Viele fühlen sich aufgerufen, ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen. Ich denke mir so, beim Barte des Propheten, das darf doch gar nicht wahr sein. Gibt es keine wichtigeren Dinge zu besprechen? Können die Menschen nicht auf das hören, was er sagt und wie er lebt, anstatt danach zu sehen, ob er einen Bart hat oder nicht? Anstatt wahrzunehmen, dass er die frohe Botschaft verkündet und immer wieder auf den Trost der Gottesmutter, der Consolatrix Afflictorum hinweist, für die ich hier in Kevelaer ein Kapellchen gebaut habe, meckern sie über Äußerlichkeiten.
Noch einmal beim Barte des Propheten, ich will nicht mehr Busman heißen, wenn das nicht bald aufhört.
Mechel, meine Frau, meint: „Zum Glück kommt jetzt die Adventszeit, da soll man sich auf die Ankunft des Herrn vorbereiten. Der hatte, glaube ich, auch einen Bart. Vielleicht besinnen sich die Menschen dann auch ein wenig mehr auf das Wesentliche und reden darüber.“
Euer Hendrick