Alle sangen voller Inbrunst mit

Schon bevor das Ganze seinen Lauf nahm, konnte die City-Managerin Nicole Wagener ihre Begeisterung kaum unterdrücken: „Man weiß ja nicht, was in der Atempause so passiert, aber ich bin einfach nur überwältigt, wie viele gekommen sind. Das hat sich jetzt schon gelohnt“, meinte sie mit Blick auf das prall gefüllte Forum Pax Christi.
Bevor es losgehen konnte, hatten die Chorleiter Romano Giefer, Christian Franken und Tom Löwenthal genug zu tun, um die Instrumente inklusive herangetragenem Piano und Schlagzeug zu positionieren. „Am Chaos-im-Griff-haben erkennt man das Genie“, war Bürgermeister Dominik Pichler gespannt, ob es den Menschen gefallen würde. „Aber es ist toll, an so einem Ding teilzuhaben.“
Die ersten vier Reihen musssten nochmal Platz machen für die beteiligten Chöre, den Ecclesia-Chor Amsterdam, den Basilika-Familienchor, den Anthony-Singers Jugendchor, den Twistedener Projektchor, den Männergesangverein Kevelaer, den Kichenchor St. Antonius Kevelaer und den Theaterchor Niederrhein.
„Ich hatte schon bei den Proben Gänsehaut“, sagte Marlies Lammerts vom Theaterchor, nachdem sie mit allen anderen Sängern im St. Antonius Pfarrheim kurz zuvor das gesamte Programm durchgesungen hatte. Pichler meinte bei seiner Begrüßung dazu scherzhaft: „Wer übt, der kann nix!“ Romano Giefer forderte die Anwesenden dazu auf, ihre Lust aufs Mitsingen einfach nachzugeben. Dies wurde dann auch prompt umgesetzt.
Gleich zum Auftakt mit „We shall overcome“ und „He‘s got the whole world in his hands“ war das Forum vom Klang Hunderter singender Stimmen erfüllt. Bei „Singen macht Spaß“ war genau dies bei allen Beteiligten schon mehr als sichtbar.
Die drei Chorleiter lösten sich beim Dirigieren und Motivieren des Publikums und der einzelnen Chöre ab, die jeder ihren eigenen Part im Rahmen der 25 Lieder absolvieren durften.
Beim „Kevelaerer Heimatlied“ fehlte bei einigen noch etwas die Textsicherheit, eine Zuhörerin in den hinteren Reihen merkte an: „Ich hab gedacht, die stellen sich nach vorne zum Singen hin, so geht der Gesang nach vorne.“ Tatsächlich stand nur der Männergesangverein frontal zum Publikum, der Theaterchor seitlich, was die akustische Wahrnehmung ein wenig, die Freude und Begeisterung aber auf keinen Fall schmälerte.
Machtvoll geriet das gemeinsame „Die Gedanken sind frei“. Die Zuhörer erlebten Stücke wie „Dann noch“ oder „Rundgang beim Teilen“ im Kanon der Chöre. Und „Journey in peace“ geriet zu einer würdevollen Klangdemonstration.
Fröhlich-beschwingte Heiterkeit und Mitklatschen herrschten bei Songs wie „When the saints“, „Das gibt‘s nur einmal“ oder „La Bamba“ . Und angesichts des wirlich bewegend gesungenen „Irischen Segens“ entfuhr Romano Giefer spontan der Satz: „Das war toll.“
Den Abschluss des Ganzen feierte die Gemeinschaft der Singenden nach gut einer Stunde in der Basilika, wo Elmar Lehnen sein Orgelkonzert auf das Eintreffen der Sänger abgestimmt und die Zuhörer darauf vorbereitet hatte. Publikum und Chöre gingen, das Taizé-Lied „Laudate omnes gentes“ singend, über den von Sonne dominierten Kapellenplatz in das Gotteshaus. Dort sangen sie alle das „Magnificat“ und „Du lässt den Tag, o Gott, nun enden“ und „Freude schöner Götterfunken“, begleitet von Lehnen an der Orgel.
Besucher und Sänger waren sich danach einig, einem besonderen Ereignis beigewohnt zu haben, das eine Wiederholung verdient. „Das offene Singen sollte öfter sein“, waren sich Josef und Christa Kempkes einig. „Das ist eine Sache, die zu uns passt“, bilanzierte Bernd Pool vom Stadtmarketing. „Man fühlt sich erhoben und erfüllt. Singen macht glücklich“ fanden Eva Verpoort, Sabine Stucka und Anne Jacobs vom Theaterchor. Persönlich berührt zeigte sich Tom Löwenthal, der das Ganze angestoßen hatte. „Ich habe an meine Frau gedacht, die vor fünf Jahren starb“, zeigte sich für ihn mit diesem Tag „die Kraft des Singens. Mit dem Singen endet der Krieg.“
Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann verband im gemeinsamen Gebet das Ereignis nochmal mit dem Patronatstag und der Erteilung des päpstlichen Segens auf den Stufen der Basilika. „Ein wunderschöner Abschluss, fast eine himmlische Erfahrung“, fasste er seinen Eindruck in Worte. (aflo)